Bettina Mücke-Fritsch
Aktives Mitglied in der AsbH e.V.
Sie hat es geschafft, ihrem Leben den ersehnten Inhalt zu geben. Bettina Mücke-Fritsch (* 15. 4. 62) lebt mit ihrem Mann Andreas, einem selbstständigen Rechtsanwalt, und ihrer Tochter Diontha in Bergisch Gladbach. Dort hin zu kommen war nicht leicht für sie.
Mit Spina bifida (offenem Rücken) geboren, verbringt sie ihre Kindheit mit drei jüngeren, nicht behinderten Geschwistern in einem Pfarrhaus, oben auf einem Berg im siegerländischen Dillenburg. Das Kopfsteinpflaster in der Umgebung ist nicht das einzige Hindernis. Die halbwüchsige Bettina kämpft um ihren Platz im Leben, um die Anerkennung der Eltern, besonders des Vaters. Jugendliche Vergnügungen fallen wegen Barrieren meist aus: Tanzschule, Jugendzentrum, Mofa, Schwimmbad. Doch die älteste Tochter lässt sich nichts anmerken, zahllose Krankenhausaufenthalte und Operationen halten sie nicht davon ab, mit 18 Abitur zu machen.
Doch kurz vorher kommt der Zusammenbruch. Die Psyche spielt nicht mehr mit, die Belastung, besser sein zu müssen als die nicht behinderte Umwelt, schlägt durch. Sie wird wieder zu einem Kleinkind, rettet sich in eine hilflose Rolle. Ihre Auseinandersetzung mit der Behinderung, die sie so lange verleugnet hat, beginnt in der Psychiatrie. Nach dem trotz allem bestandenen Abi und der Fahrprüfung lebt sie für ein Jahr in Schottland, arbeitet in der reformpädagogischen Camphill-Bewegung.
Nach ihrer Rückkehr beginnt Bettina Mücke ein Studium der Theologie in Frankfurt am Main. Gleichzeitig wird sie in der ASbH, der „Arbeitsgemeinschaft Spina bifida und Hydrocephalus (=Störung des Hirnwasserkreislaufes)“ aktiv, landet im damaligen Elternverein schnell im Vorstand. Eines ihrer ersten Seminare trägt den Titel: „Entdecke Deine Sinne“. Sie organisiert Freizeiten, Mädchengruppen und Seminare zu weiblicher Sexualität, wird zur bekannten Aktivistin. Sie hält Vorträge, wird für Fernsehfilme porträtiert.
Schließlich stellt sie fest: „Ich will keine Theologin werden.“ Sie engagiert sich auch in ihrem Wunschberuf als Logopädin (Sprachtherapeutin) und wird Lehrlogopädin, die genommene Elternzeit unterbricht ihre Karriere. 1994 zieht sie zu ihrem ebenfalls behinderten Mann nach Bergisch Gladbach. Die Adoption ihrer Tochter setzten die beiden gegen Widerstände durch, eine zweite soll folgen, auch wenn ihre Eltern die Sehnsucht ihrer Ältesten nach einer eigenen Familie immer noch nicht verstanden haben.