Andreas Jürgens

Andreas Jürgens hell Kopie

Dr. Andreas Jürgens
Richter

„Der einzige Maßstab sind die eigenen Ansprüche“, sagt der hessische Landtagsabgeordnete von Bündnis `90 / Die Grünen. Der Rollstuhl fahrende Richter am Amtsgericht (Rechte und Pflichten ruhen während seiner Zeit im Parlament) kann mit sich zufrieden sein. Er hat für vieles gekämpft, das Wirklichkeit geworden ist – von der Pflegeversicherung (die sollte allerdings ganz anders aussehen) über das Benachteiligungsverbot im Grundgesetz bis hin zu den Gleichstellungsgesetzen, die er maßgeblich mit verfasst hat. Dieses Engagement ist inzwischen mit dem Bundesverdienstkreuz anerkannt worden.

Die Zwillingsbrüder Andreas (im Bild ohne Brille) und Gunther Jürgens wurden am 14.11.1956 in Salzgitter mit Osteogenesis Imperfekta (Glasknochen) geboren, der Vater technischer Angestellter, die Mutter Hausfrau. Ständige Knochenbrüche führten zu zahlreichen Krankenhausaufenthalten der Brüder, allerdings fast immer zeitlich versetzt. Die Schullaufbahn musste erkämpft werden, der Grundschulrektor meinte, eigentlich gehörten die beiden in eine Sonderschule. Stattdessen wurde eine Rampe gebaut. Die Mutter machte den Führerschein, um die Söhne jeden Morgen zum Unterricht bringen zu können.
Andreas Jürgens ist ehrgeizig. Nach dem Abitur 1976 folgt 82 das erste juristische Staatsexamen. Während des Studiums lebt er in einer Marburger WG mit anderen angehenden Juristen, verbringt das Referendariat bereits am Landgericht in Kassel und im Regierungspräsidium, promoviert „nebenbei“. Seit 2002 ist er „aufsichtsführender Richter“ (eine Art Abteilungsleiter) für Strafsachen. Sein Bruder ist Richter am Verwaltungsgericht.

Zusammen mit anderen setzt sich Andreas Jürgens schon als Student für die Rechte behinderter Menschen ein, in der „Bundesarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik in den Grünen“, aber auch bei den Protesten gegen das UNO-Jahr der Behinderten 1981. Er formuliert mit an den behindertenpolitischen Forderungen für den rot-grünen Koalitionsvertrag im Bund und wundert sich jetzt, dass die Behindertenverbände von den durch die Gleichstellungsgesetze gegebenen Möglichkeiten zur Beseitigung von Barrieren kaum Gebrauch machen. Zielvereinbarungen und Verbandsklagerecht sind für den behinderten Politiker der „Werkzeugkasten“ um eine bessere Zukunft mit mehr Chancengleichheit für behinderte Menschen zu bauen – von Bildung über Beruf bis zur Teilnahme am öffentlichen Leben.