Klaus D. Herzog
Mobilitätstrainer
Die Fähigkeiten behinderter Kinder zu fördern sieht Klaus Dieter Herzog (* 27. 6. 1959 in Tiefengrün bei Hof) als Lebensaufgabe. An seine Kindheit in Oberfranken hat er überwiegend positive Erinnerungen. Ausnahme ist ausgerechnet der Schulsport, „da gehörte ich immer zu den schlechten“, weiß er noch.
1980 hat er eine Lehre zum Kfz-Elektriker und die Fachoberschule gerade hinter sich, muss „zum Bund“, als er mit dem Motorrad verunglückt. Die resultierende Querschnittlähmung unterbricht seine Ausbildung nur, später studiert er und arbeitet als Diplomingenieur bei der Post. Seine Berufsunfähigkeitsrente sieht er selbst als hilfreichen Nachteilsausgleich, aber nicht als Ruhekissen. „Ich wollte meinen Weg weiter gehen“, formuliert er bewusst.
Er gründet einen Sportverein für Behinderte und Nichtbehinderte (SGBeNi), kommt als Übungsleiter in Kontakt mit behinderten Kindern und gewinnt eine für ihn richtungsweisende Erkenntnis: „Man muss den Eltern die Fähigkeiten der Kinder zeigen, denn meist werden bei Menschen mit Behinderungen nur die Defizite gesehen.“ Für Erkenntnisse dieser Art braucht es allerdings positive Erlebnisse, die der Schulsport in der Regel leider (noch) nicht leistet.
Klaus D. Herzog beginnt mit Mobilitätskursen für Spina-bifida-Kinder. Von Fachleuten wird er argwöhnisch beobachtet, die Kinder aber kommen jedes Mal sofort auf ihn zu und fragen: Wie kommt er ins Auto, wie aufs Klo? Eine der „offenen“ Übungsleiterinnen, die er 1988 kennen lernt, ist seine spätere Frau Ute, eine Sonderpädagogin. 2000 wird ihre gemeinsame Tochter Samira geboren, die mit seiner Behinderung unbefangen aufwächst: „Papa, du kannst nicht laufen, aber Rolli fahren.“
Gelegentlich fühlt sich der Franke wie ein Rufer in der Wüste. Dabei ist er sehr für Zusammenarbeit: „Wir integrieren die Fußgänger in den Behindertensport.“ Seine Versuche, zum Beispiel in der DMGP, der „Deutschen Gesellschaft für Paraplegie“ (=Querschnittlähmung) auch „Selbstbetroffenen“ Gehör zu verschaffen, kommen bisher über einen Ansatz nicht hinaus. Dafür ist er sich des Erfolges seiner Arbeit mit den „rollikids“ (siehe gleichnamige Internetseite) sicher: „Dieser Sport ist eine wichtige gesellschaftspolitische Arbeit.“