Gerda Pammler

Lebenswege01

Gerda Pamler
Spitzensportlerin

Besonders sensibel ist die ehemalige Kollegin nicht. Sie habe es schon immer gesagt, das geht nicht gut mit dem Trickski. Gerda Pamler hat sich 1986 beim Vorwärtssalto einen Rückenwirbel gebrochen. Als sie den Spruch hört, denkt sie nur: „Euch zeig ich’s.“ Sieben Monate Reha in Murnau hat sie schon hinter sich gebracht. Sehr schnell wird ihr klar: „Ich muss was aus der Situation machen.“ Etwas länger dauert es mit der Rückkehr zu ihrem Sport. Zwar sieht sie schon in der Klinik Abbildungen eines Monoskibobs, denkt aber: „In dem amputierten Ding will ich nicht sitzen.“ Das Design des Sportgerätes bessert sich mit den Jahren, die Münchnerin ändert grundlegend ihre Meinung, Skifahren wird wieder zu einem wichtigen Teil ihres Lebens.

Gerda Pamler wurde am 1. 3. 1958 im oberpfälzischen Zangenstein geboren, der Vater Zimmerer, die Mutter Hausfrau. Schon der 16jährigen war es im Grenzland zu fad, sie zog zur Tante nach München und wurde Verwaltungsangestellte bei der Tierärztekammer. In der Abendschule bildete sie sich zur Werbesachbearbeiterin fort, arbeitete erst fünf Jahre für den Bohrhammerhersteller Hilti, dann für ein Herrenbekleidungshaus – bis zum Unfall.

Die 27jährige, überzeugter Single, muss sich neu orientieren. In das alte Apartment kann sie nicht zurück, es hat Stufen am Eingang. Zuerst kommt sie für ein halbes Jahr bei Freunden unter, bis ihr das Wohnungsamt eine Neubauwohnung nachweist. Die Behörde wird allerdings erst aktiv, als sich ihr Umfeld für sie einsetzt – in eigener Sache auf den Tisch zu hauen ist Gerda Pamlers Sache nicht.

Bei ihrem sportlichen Engagement ist sie nicht so zurückhaltend. Zwar stehen ihre Eltern Ängste aus, aber nach einigen wenigen Kursen fühlt sie sich wieder sicher, auch wenn’s am Anfang noch weh tut, wenn sie nicht behinderte Skifahrer durch den Tiefschnee wedeln sieht. Der Wintersport macht wieder Spaß und schnell merkt sie, dass sie auch wieder Leistung bringen kann – bei ihrem ersten Rennen verpasst sie nur knapp den zweiten Rang. Ein, zwei Jahre ist sie die einzige Monoskirennfahrerin Europas, fährt bei den Männern mit. Nach 10 Jahren Leistungssport konzentriert sie sich jetzt auf die Nachwuchsförderung, am liebsten mit behinderten Kindern. „Auch die Schwächeren sollen mitkönnen“, darauf achtet sie, hat aber gleichzeitig ein waches Auge für den Leistungsnachwuchs. Ähnlich beim Wasserski. Auch dort sehr erfolgreich – 2003 wird sie Vizeweltmeisterin. Gleichzeitig investiert sie ihr Organisationstalent in die Nachwuchsarbeit für den Deutschen Behindertenportverband und ihre Kreativität in ambitionierte Amateurwerbevideos für’s (wer hätte das gedacht) Skifahren: „ich will halt meinen Sport an die Leute bringen.“