Manfred Sauer
Unternehmer
Er gilt als der „Selfmademan“ der deutschen Behindertenszene. Dem erfolgreichen Unternehmer gefällt dieses Klischee nicht, hat er doch von vielen Seiten Unterstützung erfahren: „Wenn jemand anfängt, etwas aus sich zu machen, wird das zum Selbstläufer.“ Die erfahrene Hilfe will er jetzt anderen Rollstuhlfahrern mit einer Stiftung weiter geben, die seinen Namen trägt. Bei Therapie und Sport, Gartenarbeit und „Umgang mit Tieren“ sollen an erster Stelle Querschnittgelähmte wieder zu sich selbst finden, um ihr Leben aktiv meistern zu können.
Als Manfred Sauer (* 21.5.1944 im westfälischen Dorf Benteler nahe Lippstadt) im Sommer 1963 in England verunglückt, gibt es in Deutschland keine derartigen Angebote für Querschnittgelähmte, nicht einmal eine Rehabilitation. Dem Austauschschüler wird zum Verhängnis, dass er beim Anlauf zum Sprung in die Themse einem Hund ausweichen muss. Er bricht sich den Hals und überlebt nur knapp. Zu seinem Glück liefert man ihn auf Verdacht ins Querschnittgelähmten-Zentrum Stoke Mandeville des berühmten Sir Ludwig Guttmann ein. Dort trifft er bereits auf Volkmar Paeslack, der später der Motor der deutschen Querschnittrehabilitation werden soll.
Zurück in Deutschland folgt ein Krankenhausaufenthalt und dann – ein „Krüppelheim“. Heute klingt das erbarmungslos, aber zu der Zeit gibt es keine ambulanten Pflegedienste. Manfred Sauer aber ist schon damals ein aktiver Mensch. Er hat an den „Stoke Mandeville Games“ teilgenommen, arbeitet an seiner körperlichen Selbständigkeit. Er macht eine kaufmännische Ausbildung, hat Pläne, will mit seinem Bruder einen Gartenbaubetrieb gründen. Das passt, schließlich ist seine Mutter vom Hof. Die Familie lebte nach dem Krieg so lange dort, bis der Vater spät aus Kriegsgefangenschaft heimkehrte und wieder als Arzt arbeiten konnte.
Ein Aufenthalt in Heidelberg-Schlierbach, im neuen Zentrum von Prof. Paeslack, stellt Weichen. Der Professor will, dass Sauer die Übungsfirma im Querschnittzentrum leiten soll. Doch der junge Kaufmann zögert. Sein Vater, sonst sehr tolerant, redet ihm ins Gewissen. In Heidelberg betreibt Sauer neben seiner Arbeit einen kleinen Handel mit Kondom-Urinalen weiter, die er schon in England kennen gelernt hatte. Nach einigen Verbesserungen wird das geniale Inkontinenz-Hilfsmittel der Grundstock seiner Unternehmungen. Nach langem Zögern macht er sich selbständig. 30 Jahre später zeugt ein weitläufiges Areal vom Erfolg der „Manfred Sauer GmbH“ und „Rolli-Moden“. Dazu kommen jetzt die Gebäude der Stiftung. Manfred Sauer selbst wohnt – kaum verwunderlich – ganz in der Nähe.