Sinsheimer Begegnungen
Dieses Fotobuch ist anlässlich des 1250-jährigen Jubiläums der Stadt Sinsheim und der Heimattage 2020 entstanden. Schöne Fotomotive gibt es in Sinsheim zur Genüge. Ebenso viele Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen, die sich um das Wohl der Bürger verdient machen, die sich für ein gutes Miteinander einsetzen. Doch Rasso Bruckert ging es um mehr. Er wollte das Spezielle und das Außergewöhnliche. Dazu hat er Männer und Frauen, Junge und Ältere, vor die Kamera geholt, um deren typischen, persönlichen und individuellen Kontext in Momentaufnahmen abzubilden.
Wenn Sie Seite um Seite des Fotobuches aufschlagen, werden Sie über die Aussagekraft der Schwarz-Weiß-Aufnahmen staunen. Betrachten Sie die Menschen, die Rasso Bruckert vor seine Kamera holte, und erfreuen Sie sich an einzelnen Szenen und Personen. Lassen Sie die Aufnahmen auf sich wirken. Alle sind einzigartig und persönlich und kommen ohne ausführliche Beschreibungen aus. Denn jedes Bild sagt mehr als tausend Worte. Der Blick eines Menschen! Er regt zur Phantasie an. Die Körperhaltung einer Person! Klare oder vage Vorstellungen, Interpretationen, Wünsche, Vorurteile bilden sich im Auge des Betrachters.
Am Ende war Rasso Bruckert fasziniert von den unglaublich tollen Begegnungen mit Männern und Frauen, mit denen er bekannt gemacht wurde und mit denen er sich austauschen durfte. Er war fasziniert von ihren Geschichten, die sich hinter ihrer Person verbargen und beeindruckt von den Charakteren, die sich ihm offenbarten. Das alles inspirierte ihn für seine Aufnahmen und zum Titel des Buches „Sinsheimer Begegnungen“.
Stadt Sinsheim
Jedes Dorf hat eine Seele
Seit 16 Jahren wohne ich in Mauer. Einem Dorf mit zwei Kirchen, vier Gaststätten, Schule, Kindergärten, Seniorenheim, unzähligen Vereinen und 3980 Mitbürgern. Vielen von ihnen bin ich in den letzten Jahren begegnet. Ich treffe sie beim Einkaufen, auf dem Weg zum Kindergarten oder zur Schule, beim Hundespaziergang oder abends in der Kneipe. Ich begegne Ihnen bei Veranstaltungen, Festen und Versammlungen. Ich beobachte sie am Spielplatz mit ihren Kindern oder auf dem Weg zur Arbeit, in Gruppen oder alleine. Gut gelaunt und voller Tatendrang, aber auch in Gedanken, beschäftigt, in sich gekehrt.
Viele von ihnen sind aktiv am Dorfleben beteiligt. Engagieren sich in der Gemeinde, Kirche und den Vereinen. Andere leben zurückgezogen und konzentrieren sich auf ihre Angehörigen. Bürger jeden Alters leben hier und prägen so durch die unverwechselbare Lebendigkeit des jeweiligen Alters das Dorfbild. „Urmauermer“ treffen auf Mitbürger aus anderen Kulturen und geben dem Ort seine bunte Mischung. Unterschiedliche Lebensstile haben ebenso ihren Platz, wie unterschiedliche Lebensvoraussetzungen den Alltag prägen.
Alle zusammen bilden sie die „Seele“ des Dorfes. Jeder Ort erhält durch sie seinen einzigartigen Charakter, unverwechselbar, dennoch wandelbar durch die sich ebenso wandelnden Menschen. So ist kein Ort wie der andere.
Rasso Bruckert
QA – Einblicke
Lange habe ich die Idee eines Fotoprojektes auf einer Querschnittstation mit mir rumgetragen. Es fehlte jedoch noch der entscheidende Anstoß zur Umsetzung. Bis ich Professor Gerner, den Leiter der Querschnittabteilung der Orthopädischen Universitätsklinik in Heidelberg, auf einer Ausstellung kennen lernte. Er bot mir an das Fotoprojekt in seiner Klinik durchführen zu können.
Oft blieben die Türen während des Projektes für mich jedoch verschlossen. Zugang zu den Patienten zu finden war nicht immer leicht. Nicht alle wollten in dieser verletzlichen ersten Phase ihres „neuen“ Lebens beobachtet werden. Doch in der Regel war die Bereitschaft zur Teilnahme sehr groß. Viele brachten mir ein hohes Maß an Offenheit entgegen. Meist war ich durch meine Vorbehalte und Unsicherheiten gehemmter als sie.
Der Austausch mit den Pflegekräften auf Station und den Mitarbeitern in den Therapiebereichen hat mir da stets weitergeholfen. Die meisten unterstützen die Idee. Viele nahmen mich unter ihre Fittiche und erleichterten mir so den Zugang zu den Patienten erheblich. Durch Beobachten und in vielen Gesprächen lernte ich ihre Arbeit in allen Facetten kennen, konnte aber auch den Menschen hinter dem funktionierenden Mitarbeiter entdecken.
Rasso Bruckert
ganz unvollkommen
Menschen mit Behinderung — das ist das zentrale Thema im Werk des Fotografen Rasso Bruckert. Ob in der Sport- oder Portraitfotografie, im Akt oder der dokumentarischen Darstellung, immer geht es ihm um die ganz eigene Ästhetik des behinderten Körpers. „Mein Körper ist individuell und ungewöhnlich, keinesfalls hässlich.“ Diese Einstellung eines Journalisten im Rollstuhl hat Rasso Bruckert zum Leitmotiv seines künstlerischen Schaffens gemacht. Im Studio fotografiert Bruckert Menschen im Portrait und Akt. Dort ist auch die Serie „ganz unvollkommen“ entstanden, Fotos zum Thema Akt und Körperbehinderung. Diese Fotoserie wurde bereits mehrfach ausgestellt und hat für Diskussionstoff im besten Sinne gesorgt. Die Serie wurde für den Bildband neu zusammengestellt und durch weitere Aktfotos ergänzt. Mit kurzen Texten untermalt zeigen die Aktfotos einfühlsam und gleichzeitig offen die Ästhetik und die Erotik der Menschen mit einer Körperbehinderung.
Gypsy Ray
Olympische Spiele und Paralympics 1992
Nach der Rückkehr von meinem Aufenthalt in den USA nach Deutschland 1991 habe ich begonnen im Auftrag verschiedener Firmen der Rehabranche und in Eigenregie verschiedene Sportereignisse mit körperbehinderten Sportlern zu fotografieren. Darunter waren die Paralympischen Spiele in Barcelona, Atlanta und Sydney, Weltmeisterschaften in England und Deutschland, die Special Olympics in Madrid sowie verschiedene Turniere im Rollstuhltennis. Die Bilder wurden in zahlreichen Magazinen, Zeitschriften und Büchern veröffentlicht.
Rasso Bruckert