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„Als ich durch meinen Unfall von einem Augenblick zum anderen in ein neues Leben katapultiert wurde, verbrachte auch ich die Anfänge meines Lebens im Rollstuhl im Krankenhaus. Ich habe diese Zeit sehr intensiv erlebt, bin wie andere durch ein Tal der Tränen gewatet und habe dann doch in kürzester Zeit Kräfte und Ideen entwickelt, die meinem Leben eine vollständig neue Richtung gegeben haben.

Lange habe ich die Idee eines Fotoprojektes auf einer Querschnittstation mit mir rumgetragen. Es fehlte jedoch noch der entscheidende Anstoß zur Umsetzung.  Bis ich Professor Gerner, den Leiter der Querschnittabteilung der Orthopädischen Universitätsklinik in Heidelberg, auf einer Ausstellung kennen lernte. Er bot mir an das Fotoprojekt in seiner Klinik durchführen zu können.

Oft blieben die Türen während des Projektes für mich jedoch verschlossen. Zugang zu den Patienten zu finden war nicht immer leicht. Nicht alle wollten in dieser verletzlichen ersten Phase ihres „neuen“ Lebens beobachtet werden. Doch in der Regel war die Bereitschaft zur Teilnahme sehr groß. Viele brachten mir ein hohes Maß an Offenheit entgegen. Meist war ich durch meine Vorbehalte und Unsicherheiten gehemmter als sie.
Der Austausch mit den Pflegekräften auf Station und den Mitarbeitern in den Therapiebereichen hat mir da stets weitergeholfen. Die meisten unterstützen die Idee. Viele nahmen mich unter ihre Fittiche und erleichterten mir so den Zugang zu den Patienten erheblich. Durch Beobachten und in vielen Gesprächen lernte ich ihre Arbeit in allen Facetten kennen, konnte aber auch den Menschen hinter dem funktionierenden Mitarbeiter entdecken.

Mit der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten als Herausgeber und der Unterstützung verschiedener Sponsoren konnte das Fotoprojekt in Buchform veröffentlicht werden. Es ist erhältlich bei der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland.

Ich habe dieses Buch meinen Eltern gewidmet. Damals dachte ich, ich sei der einzige der leidet. Mit etwas Abstand und als Familienvater, glaube ich heute erfassen zu können, was sie durchgemacht haben. Sie waren mit ihrem Schmerz, ihrer Unsicherheit und ihren Selbstvorwürfen allein. Sie waren sehr stark und tapfer und trugen ihre Trauer nie nach außen. Ich hoffe, sie hatten in ihrem Kampf Unterstützung. Ich habe sie leider nie gefragt.“

Rasso Bruckert